Franz Feierabend (Stalde-Franz)
24.08.1885, Engelberg OW - 25.08.1964, Engelberg OW
Franz Feierabend, wurde als zehntes Kind des Bergbauern Josef Feierabend, auf dem Heimwesen “Stalden” geboren. Früh schon musste er harte Arbeit im bäuerlichen Betrieb seiner Eltern verrichten.
Ausgleich zum mühsamen Tageswerk fand er im Musizieren, wozu er von seinem Vater und drei seiner Brüder, allesamt vorzügliche Handorgelspieler, angeregt worden war. Die Mutter von Franz
Feierabend stammte aus dem ebenfalls musikalisch, begabten Familienzweig der Infanger und war laut verschiedenen Überlieferungen eine Meisterin auf der Mundharmonika.
Das begehrte Geld zur Anschaffung einer ersten Handorgel borgte sich Franz Feierabend von seiner Schwester. Kostenpunkt: 101 Franken. Einen Lehrmeister für das Spiel gab es damals nicht.
Musikschulen wie man sie heute kennt, sowieso nicht. Noten waren Mangelware. Franz und Toni Feierabend schauten sich das Gleiten der Finger über die Knöpfe der Handorgel bei ihrem Vater ab und
brachten sich im Selbststudium das Handorgelspiel bei.
1898, mit dreizehn Jahren, begegnete man ihm erstmals als Tanzmusikanten an der Seite des, ein Jahr älteren Bruders Toni. Das Bruderpaar spielte auf zwei achtbässigen Schwyzerörgeli. Die beiden
jungen Männer traten oft in der elterlichen Wirtschaft auf, spielten aber auch auswärts. Leider verstarb Toni Feierabend in sehr frühen Jahren.
Starke musikalische Impulse empfing Feierabend sodann von der örtlichen Familienkapelle Linder, die in der um die Jahrhundertwende in der Innerschweiz gebräuchlichen Ländlermusikbesetzung
Klarinette, Trompete, Horn, Handorgel, Klavier und Bass einen Grossteil der Tanzfeste im Raum Engelberg bestritt. Bald entwickelte sich Feierabend zu einem versierten Handharmonikaspieler, der
sich sein Können ohne Lehrer und bis anhin ohne Notenkenntnisse angeeignet hatte, dem nun aber die kleine diatonische Schwyzerorgel nicht mehr genügen konnte. Eine wesentliche Erweiterung der
spieltechnischen Möglichkeiten versprach er sich durch ein chromatisches Knopfakkordeon. Doch erst 1915 sollte die Firma Eichhorn in Schwyz im Bau derartiger Handorgeln so weit fortgeschritten
sein, dass sie für Feierabend ein solches gleichtöniges Instrument mit drei Reihen Melodietönen und sechsunddreissig Bässen zu fabrizieren in der Lage war. Noch höheren Anforderungen entsprachen
sein nächstes, vierreihiges, achtzigbässiges Akkordeon und schließlich das 1922 erworbene fünfreihige Modell. In diesem Abschnitt seiner Laufbahn musizierte er meist allein, mitunter auch
begleitet von einem Klavierspieler. Mit dem Wechsel auf die chromatische Handharmonika ohne den die rund 50 von Feierabend komponierten, sowohl technisch anspruchsvollen als auch melodisch
reichhaltigen Ländler, Schottisch usw. kaum denkbar wären, hatte sich der bisherige Stegreifspieler im Selbstunterricht mit der Notenschrift vertraut gemacht. Dies befähigte ihn, seine
unverwechselbaren Weisen für die Nachwelt aufzuschreiben.
Zu Recht wurde Feierabend des öfteren als Altmeister der Ländlerakkordeonisten bezeichnet, so eigentümlich und für wenige Ausnahmekönner geeignet seine Tänze auch sein mögen. Daneben erwies er
sich als ausgesprochener Amateurmusiker, bei dem der bürgerliche Beruf zeitlebens im Vordergrund stand.
Im Jahre 1907 erwarb Franz Feierabend von seinem Vater die Liegenschaft Stalden. Dort, wo das Restaurant Wasserfall steht, war zu dieser Zeit ein einfaches Gebäude, wo im Sommer die Gäste
bewirtet wurden. Das Inventar: zwei mobile Bänke und ein Tisch. Im Winter wurden die Touristen im Bauernhaus Stalden verpflegt.
1910 liess er zusammen mit seinem Bruder Karl auf dem väterlichen Grundstück ein Wohnhaus bauen, ein Jahr später heiratete er die Engelbergerin Anna Häcki. Im Laufe der Zeit erblickten drei Söhne
und zwei Töchter das Licht der Welt.
Das Leben in Engelberg war hart. Franz Feierabend wusste sich dieser Herausforderung zu stellen und übte gleich mehrere Berufe aus. Er war Bauer, Käser, Handelsmann und Transporteur. Am Aawasser
baute er einen Sandfang und neben seinem Haus entstand ein Weiher, um im Winter Eis zu gewinnen. Winter für Winter wurden jeweils bis zu 700 Kubikmeter Eis ausgesägt. Eine strenge und vor allem
kalte Arbeit. Abnehmer des Eises waren die Hotels im Dorf. All diese Arbeiten ermöglichten es Franz Feierabend im Jahre 1922 ein Restaurant gleich unter dem Tätschbach zu erstellen. Das
Restaurant Wasserfall war anfänglich nur im Sommer offen. Der aufkommende Wintersport in Engelberg gab den nötigen Impuls, daraus einen Jahresbetrieb zu machen. Franz Feierabend führte das
Restaurant bis im Jahre 1944, als er das Haus seinem Sohn Josef übergab.
Kaum dass hier einer der namhaften Innerschweizer Volksmusikanten, angefangen bei Gabriel Käslin über Jost Ribary bis hin zu Hans Aregger, nicht ein- und ausgegangen wäre und sich zum spontanen
Musizieren mit Gleichgesinnten zusammengefunden hätte. Hier konnte man aber auch den Musiker Franz Feierabend und dessen urchige Weisen in der von ihm bevorzugten Besetzung Akkordeon, Klavier,
Bassgeige am häufigsten hören. Früher war er oftmals auswärts aufgetreten, vorab im Berner Oberland, doch verlies er später als Musiker das Hochtal von Engelberg gewöhnlich nur noch zu
auswärtigen Wettspielen, bei denen er meist die höchste Punktzahl erzielte.
Schallplattenaufnahmen mit Franz Feierabend an der Handorgel, seinem Sohn Franz am Klavier und dem Bassisten Walter Kaiser für die Marke “Columbia” wurden im Jahre 1939 gemacht. Eine
Neueinspielung seiner Tänze für die Marke “Ideal” kam 1946 unter Mitwirkung von Sepp Gmür, Akkordeon, Sohn Franz, Klavier, und Emil Christen, Bassgeige, zustande. Eine Aufnahme mit
Seltenheitswert entstand im Tonstudio in Bern mit dem legendären Jost Ribary. Dieser nahm im gleichen Studio die “Steiner Chilbi” auf. Da der Weg ins Studio nicht auf Anhieb zu finden war, zeigte
Ribary den Feierabends den Weg dorthin. Franz Feierabend an der Handorgel, Sohn Franz am Klavier, sowie Sohn Josef an der Klarinette und Emil Christen am Bass war die Formation, als sich
plötzlich noch Jost Ribary mit seinem Klarinett zum Quartett gesellte. “D’r letscht Schottisch vom Kasi” heisst das Stück mit dieser einmaligen Zusammensetzung.
Ein Tag nach seinem 79. Geburtstag schloss sich am 25. August 1964 der Lebenskreis von Franz Feierabend. Rund 50 Kompositionen werden ihm heute zugeschrieben. Es handelt sich dabei vor allem um
Ländler und Schottisch, die in Art und Tonfolge als einzigartig dargestellt werden.
Quelle:
Lexikon der Schweizer Voklsmusikanten (Ernst Roth)
- Zu den Kompositionen von Franz Feierabend
- Zu den Downloads von Franz Feierabend