Josef Feierabend (Stalde-Sepp)

Josef Feierabend (Stalde-Sepp)

17.03.1914, Engelberg OW - 31.03.2004, Engelberg OW

 

 

Josef war der Sohn von Franz Feierabend. Sein Geburtshaus ist das Restaurant “Zum Wasserfall”, seit eh und je Treffpunkt der Ländlermusikanten, wo er mit vierzehn Jahren seinem Vater nachzueifern begann und das Spiel auf der chromatischen Handorgel nach Gehör erlernte. Der Vater mag wohl hie und da dem jungen Musiker einige Griffe beigebracht haben. In erster Linie war es aber der Wunsch von Josef Feierabend selber, das Spiel auf dem Akkordeon zu perfektionieren. Schon bald musizierte er entweder allein oder am Klavier begleitet von seinem Bruder Franz Feierabend zum Tanz. Aber erst dann, wenn die Arbeit auf dem Felde und im Stall erledigt war. Die Zeit war nicht gerade rosig. Die Kriegsjahre und die kleine Landwirtschaft - “äs ich s’ Bättlä versöimet gsey”, erzählte Josef Feierabend später oft über diesen Lebensabschnitt. Früh lernte Josef Feierabend den Ernst des Lebens kennen. Nach der Schulentlassung galt es in erster Linie auf dem elterlichen Betrieb anzupacken.
Musikalischen Umgang pflegte er auch mit anderen Spielern, die sich im elterlichen Gasthaus einfanden, so etwa mit Remigi Blättler. Zehn Jahre blieb Josef Feierabend dem Akkordeon treu.
1938 wählte er anstelle der Handorgel die Klarinette zum Hauptinstrument. Vater Franz soll damals mit einer Klarinette unter dem Arm nach Hause gekommen sein. Er habe seinem Vater zwar nie gesagt, dass er sich ein solches Instrument wünsche. Gefallen hatte ihm der Ton dieses Instrumentes aber schon lange. So wie sich Josef Feierabend das Spiel mit dem Akkordeon beibrachte, so erlernte er das Spiel auf der Klarinette - als Autodidakt. Denn Musikschulen gab es immer noch keine und Geld und Zeit für einen Privatlehrer hatte er nicht. Schon bald beherrschte er auf diesem Instrument ebenfalls die Tänze seines Vaters Franz. Die Zeit zum Üben war knapp. War Vater Franz einmal nicht da, musste der Sohn notgedrungen wieder zum Akkordeon greifen.
Wie bei Vater Franz, war auch bei Josef Feierabend die Musik zweitrangig. Zuerst kam die Arbeit auf dem elterlichen Betrieb, zu dem im Jahre 1931 die Fürenalp kam. Mit 17 Jahren besorgte Josef Feierabend gemeinsam mit einem Knecht während den Sommermonaten das Vieh auf der Fürenalp. Das Handwerk des Käsers erlernte er bei den Achermanns in Buochs, welche die Alp Herrenrüti mit ihrem Vieh während den Sommermonaten auch heute noch bestossen. Die Zeit zum musizieren war knapp. Ausser Sonntags. Da wurden die Instrumente auch auf der Fürenalp hervorgeholt. Nicht selten erhielt der Älpler Besuch aus dem Unterland. Bei gutem Wetter vor der Alphütte, und bei Regen, wurde dann halt im heimeligen, vom offenen Feuer rauchgeschwärzten Stübli musiziert. Sepp Gmür, Jost Ribary und noch viele mehr ließen sich mit dem offenen Seilbähnli gleich hinter dem Wasserfall auf die Fürenalp chauffieren oder erreichten die Alp Vorder-Füren auf Schusters Rappen. Die Musik, sie war während dem Zweiten Weltkrieg die einzige Abwechslung. Und Zeit zum Feiern von Festen hatte ohnehin niemand. Im Sommer die Alp, und im Winter brachte man sich mit Holzen im Wald über die Runden.
1943 heiratete Josef Feierabend Marie Niederberger. Es war eine richtige Ländlermusikanten-Hochzeit. Denn mit Josef und Marie Feierabend beschlossen gleichzeitig Friedrich und Rosly Häcki in der gleichen Zeremonie den Bund fürs Leben.
1944 übernahm er von seinem Vater die Wirtschaft “Wasserfall”. Marie Feierabend war eine gute Wirtin und Köchin, während ihr Mann Josef für den Wein im Keller und den würzigen Bauernspeck sowie den legendären Gämspfeffer zuständig war. Wer in dieser Zeit in der Schweizer Volksmusikszene einen guten Namen hatte, der trat im Wasserfall auf und spielte gemeinsam mit dem Hausherrn. Zusammen mit seinem Vater, mit Bruder Franz und mit dem Akkordeonisten Friedrich Häcki wurde eine Kapelle gebildet.
Im oberen Stock des alten Wasserfall füllte sich im Laufe der Jahre die Stube immer mehr mit Kindern. Vier Knaben und drei Mädchen erblickten das Licht der Welt. Später spielte Josef Feierabend mit den Brüdern Hans und Oskar della Torre aus Kerns, welche die Instrumente Akkordeon und Bass besetzten. Zu einem besonderen Begriff unter den Ländlermusik-Freunden wurde die Kapelle Kuster-Feierabend. Der wie Friedrich Häcki leider viel zu früh verstorbene Hans Kuster (1920-1964) war der Schwager von Josef Feierabend und ebenfalls ein Virtuose mit der Klarinette. In der Formation “Kuster-Feierabend” zeigte er sich denn auch ausgangs der fünfziger Jahre auf der Höhe seines Könnens, wie es die 1959 erschienene, dem Schaffen Kasi Geissers gewidmete Decca-Langspielplatte bezeugt. Ernst Abächerli und Fredy Zwimpfer waren weitere musikalische Partner an der Seite von Josef Feierabend.  Ein Grosser, der Josef Feierabend für sein vorzügliches Gehör Lob zollte, war Jost Ribary senior, der vielmals im Gasthaus “Wasserfall” zum Klarinettenwettstreit mit dem Engelberger antrat.
In den späteren Jahren gaben neben dem Patron vom Wasserfall auch seine Tochter Paula und Sohn Josef zusammen mit Franz Nauer in dem im Jahre 1971 neu erstellten Restaurant Wasserfall den musikalischen Ton an.
Josef Feierabend blieb zeitlebens ein naturverbundener Mensch. Die Jagd war die zweite grosse Leidenschaft des Ländlermusikanten.
Über 70 Kompositionen sind in all den Jahren entstanden. Wie kein Zweiter hatte es Josef Feierabend verstanden, Erlebtes spontan in Musik umzusetzen. Das Aufschreiben von Musiknoten brachte er sich wie das Akkordeon- und später das Klarinettenspiel selber bei. In seiner Musik dürfte Josef Feierabend von seinem Vater Franz, aber auch von Kasi Geisser beeinflusst worden sein. Geisser war im Wasserfall ein gerne gesehener Gast. Jedes Jahr, erstmals soll er 1922 gekommen sein, verbrachte Geisser eine Ferienwoche dort. Selbstverständlich musizierten die Beiden oft zusammen.
Noch bis ins hohe Alter hatte Josef Feierabend Tag für Tag die Klarinette hervorgeholt und geübt. Ganz einfach, weil er Freude daran hatte und auch darum, weil er noch im hohen Alter bestrebt war, sein Klarinettenspiel zu verbessern. Am 31. März 2004 wurde Josef Feierabend von seinen Altersbeschwerden erlöst und durfte friedlich einschlafen. Im Himmel werden an diesem Tag Weggefährten aus dem Kreise der Ländlermusikanten bereits auf den “Stalde-Sepp” gewartet haben.

 

 

Quelle:

Lexikon der Schweizer Voklsmusikanten (Ernst Roth)


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