Alois Schilliger
24.12.1924, Weggis
Klavierspieler. Sohn eines gleichnamigen Maurers und Schwyzerörgelers, besuchte in Weggis die Primar- und Sekundarschule, übte sich zuerst im Spiel auf der Mundharmonika und hernach auf dem Piccolo als Mitwirkender der örtlichen Vereinigung von Trommlern und Pfeifern. Die ersten Versuche auf dem Klavier machte er auf einem Instrument, das seine Mutter, die mit alten Möbeln handelte, ans Lager genommen hatte. Er ging mit elf Jahren zu Theodor Hänni in Weggis in die Klavierstunde, trat nach Schulabgang eine kaufmännische Lehre in Immensee an und leitete seine Musikerlaufbahn als Sechzehnjähriger im Kreis der Weggiser «Rigi-Buebe», Very Zurmühle, Alois Barmettler und Theo Hofmann ab der Rigi, ein. In dieser Anfangszeit schloss er sich öfters auch der Kapelle Hans Lüthold, Immensee, und Paul Weber, Handorgelspieler und Komponist des Polka-Lieds «s' Guggerzytli», an. Das für seine Spielweise und sein Musikschaffen entscheidende Erlebnis war die Begegnung mit Albert Hagen, den er als Mitglied der Kapelle «Ribary-Hagen» (Hans Ribary!) kennenlernte und von dessen modulationsreichem Kompositionsstil er sich stark beeinflussen liess. Begeistert von dessen gehaltvollen Weisen, schaffte er sich ein Klavierakkordeon an und war bald in der Lage, dieselben einwandfrei nachzuspielen. Zur musikalischen Fortbildung zog er mit zwanzig Jahren nach Zürich, nahm dort Unterricht in Klavier und Harmonielehre bei mehreren privaten Musiklehrern und fand so ebenfalls Zugang zur klassischen Musik, besonders zu Beethoven, mit dessen Klaviersonaten er sich beschäftigte. Dass er sich schon bald als ein ideenreicher Melodienschöpfer hervortun würde, liessen die ersten Kompositionsversuche und das einem seiner Spielpartner, dem Akkordeonisten Willi Keller, zugeeignete Opus 1, der Marsch «Ern Willi z lieb» erken- nen. Bedeutungsvoll für seine weitere Entwicklung als Ländlermusiker erwies sich im Verlauf dieses über ein Jahrzehnt währenden Zürcher Aufenthalts das Zusammentreffen mit Märchy, Stocker und jost Ribary, ebenso das Konzertieren an der Seite von Röbi Leut-wyler, Bobby Zaugg und Lydia Sprecher, Heiri Müller usw. Eine starke Anziehung übte auf ihn das damalige Restaurant «Sonnenhof» in Zürich 4 aus, wo er sich regelmässig zu einem musikalischen Wettstreit mit namhaften Spielern einfand. In der Berufsausübung folgte er dem Beispiel seiner Mutter, indem er sich dem Möbelhandel zuwandte. Später bildete ausserdem der Erlös aus dem Verkauf von gebrauchten Klavieren einen Teil seiner Existenzgrundlage. 1948 nahm er seine ersten Schallplatten mit Ribary, Hagen und Kari Keiser (Bassgeige), auf, denen er bald weitere Einspielungen von Eigenkompositionen usw. folgen liess, die er zusammen mit Hans Frey vierhändig an zwei Klavieren vortrug. Bis zu seinem sechzigsten Lebensjahr sollte er schliesslich bei rund 300 Aufnahmen mitwirken. Als er 1955 nach Luzern umzog, fand er dort einen für die Pflege der Ländlermusik überaus günstigen Boden vor, was sich u. a. 1959 bei der Gründung der Kapelle «Heirassa» erwies. Kaum eine andere Spielgemeinschaft wie diese Spitzenformation des Dreigestirns Muther-Grob-Schilliger fand bei Ländlerfreunden, in der Öffentlichkeit und in Fachkreisen so viel Beachtung. Sie nannte sich nach der gleichnamigen Polka, die Alois Schilliger 1957 komponiert und mit der «Kapelle Schilliger» auf Platte aufgenommen hatte. Dieses Erfolgsstuck, das 1958 der Verlag Emil Lustenberger herausbrachte, verhalf ihm innert kurzem zu einem beachtlichen Bekanntheitsgrad und wurde u. a. gar für Unterhaltungsorchester eingerichtet und vom Radioorchester Cedric Dumot dargeboten. Damit endete die glanzvollste Zeit seiner Laufbahn, während der er ungezählte Konzerte quer durch die Schweiz, in Deutschland und mehrmals in den USA gab. In der Kapelle «Heirassa» begleitete er von 1970 an Kaspar Muther im Verein mit dem Akkordeonisten Willi Valotti und dem Bassisten Köbi Schiess. Anschliessend musi- zierte er anderthalb Jahre lang mit Carlo Brunner und danach mit der Formation Bühler-Fischer. Lang ist die Reihe berühmter Musikanten, mit denen er sonst noch zusammenspielte, angefangen von Franz Feierabend über Lorenz Giovanelli bis hin zu Ueli Martinelli. Von sich reden machte er ferner als Veranstalter der Ländlermusikkonzerte im Kunsthaus Luzern während vieler Jahre und als Komponist der «Rigi-Messe» (Ländlermesse), uraufgeführt 1984 auf Rigi-Kaltbad, eines seiner 250 Werke. Ehemals mit dem absoluten Musikgehör ausgestattet, komponiert er heute noch fleissig. Nachdem er mehrmals etliche Jahre in Weggis und zwischendurch in Meierskappel gelebt hatte, zog er 1978 wieder nach Luzern.
Quelle:
Lexikon der Schweizer Voklsmusikanten (Ernst Roth)
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